Einladung zum Vortrag, 14. Dezember 2015, 19 Uhr
Hörsaal 11.01 (Anglistik), Heinrichstraße 36, 8010 Graz
Kaum ein Motiv hat die Vorstellungswelt des westlichen Abendlandes so beflügelt wie jenes des kontinuierlichen Neubeginns. Die Idee, noch einmal völlig neu anzufangen, eine bessere Zukunft aufzubauen und Fehler der Vergangenheit zu berichtigen, hat Immigrationsbewegungen und Revolutionen seit dem 18. Jahrhundert motiviert. Amerika hat in dieser Rhetorik des Neubeginns stets eine besondere Rolle gespielt.
Mit der Kolonialisierung des nordamerikanischen Kontinents im 16. und 17. und der Entstehung eines von Europa unabhängigen Nationalstaates im späten 18. Jahrhundert ist eine Mythologie des Anfangs begründet worden, die bis heute die Gedankenwelt der USA – einschließlich ihrer Literatur, Kultur und Politik – prägt.
Der Vortrag skizziert eine Poetik des Neuanfangs, wie sie sich in einer Vielzahl kanonisierter Texte zeigt, von der puritanischen Vision einer gottgewollten Plantage auf amerikanischem Boden über die Naturbilder der ‚American Renaissance‘ bis hin zu den sinnstiftenden Erzählungen eines Wiederbeginns nach dem 11. September 2001.